Im Jahr 1909, nach dem Studium in Berlin und seiner Lehrzeit bei dem Bildhauer Louis Tuaillon, begann Scheurich, mit Porzellan zu arbeiten. Für die Porzellan-Manufaktur Meißen, die Königliche Porzellan-Manufaktur (KPM) in Berlin und die Porzellanfabriken in Selb und Nymphenburg fertigte der Künstler seit 1913 Figuren von Menschen oder Tieren. Die „Weibliche Büste“ trägt glänzend rote Ohrringe und einen modischen Pony; ihr Kopf ist etwas kleiner als lebensgroß. Sie besteht aus dunklem, nicht reflektierendem Böttgersteinzeug, wie es in Meißen verwendet wird. Das schmale Gesicht und der überlange Hals verleihen der Skulptur einen grazilen, wenngleich etwas irrealen Anschein. Scheurich verkehrte in Künstler- und Tänzerkreisen. Die Vorbesitzerin der Büste gab an, dass eine bekannte, jedoch von ihr nicht benannte Berliner Tänzerin Modell gesessen habe (Bildakte in der Neuen Nationalgalerie). Es wurden mindestens 17 Exemplare geformt, wovon sechs (so auch das der Nationalgalerie) ein Werkzeichen der Meißner Manufaktur auf der Standfläche tragen: zwei blaue Schwerter mit Pfeifferpunkt. | Emily Joyce Evans