In einem antiken Interieur mit Ausblick auf die Steilküste einer südlichen Landschaft sitzt eine junge Mutter, an deren Schoß sich ein Knabe schmiegt. Die ein klassisches Gewand tragende Frau spinnt einen Faden und wickelt ihn auf eine Spindel. Vor ihr auf dem Fußboden befinden sich ein Kästchen mit Schere und weitere Spinnrocken. Ein Hund blickt aufmerksam zu ihr auf. Stillebenhaft arrangiert, stehen auf dem Tisch eine Kanne, eine Obstschale mit Weintrauben und ein Blumenstrauß. Die Frauengestalt erinnert an die den Lebensfaden spinnende, Kinder und Gebärende beschützende Schicksalsgöttin Klotho. In der Wandnische dahinter ist die antike Skulpturengruppe der beiden nach Jahren der Trennung sich wiederfindenden Geschwister »Orest und Elektra« angedeutet (1. Jh. v. Chr., Archäologisches Nationalmuseum Neapel).
Die »Griechische Mutter« wurde von der Nationalgalerie zunächst als ein Gemälde des Stuttgarter Klassizisten Christian Gottlieb Schick erworben. Aufgrund der kühlen Präzision der detailreichen Darstellung wird inzwischen angenommen, daß es sich um ein Werk aus der David-Schule des späten 18. Jahrhunderts handelt. | Birgit Verwiebe
Frühere Zuschreibung: Gottlieb Schick