Der in Königsberg geborene, seit 1771 in Berlin lebende jüdische Schriftsteller David Friedländer (1750–1834) spielte im Geistesleben der preußischen Hauptstadt, namentlich im intellektuellen Milieu der bürgerlichen Aufklärer, eine herausragende Rolle. Befreundet mit dem Philosophen Moses Mendelssohn, trieb er in Preußen die Emanzipation der Juden voran. Seine Bestrebungen dienten zahlreichen publizistischen Aktivitäten, in denen er sich zugleich als Vorkämpfer für die bürgerliche Gleichstellung seiner Glaubensgenossen profilierte. Neben der Mitarbeit an der hebräischen Zeitschrift »Ha-Meassef« (»Der Sammler«) gehörten dazu die von ihm anonym publizierten Aktenstücke, »Reform der jüdischen Kolonie in den preußischen Staaten betreffend« (1793) und »Sendschreiben an den Propst Teller von einigen Hausvätern jüdischer Religion« (1799), die in Preußen anhaltende Debatten auslösten. Friedländer, der 1809 als erster Jude in das Amt eines unbesoldeten Stadtrates gewählt wurde, erwarb sich zudem Verdienste um die Durchsetzung humanitärer Belange im lokalen Bereich. Das im Zuge der preußischen Reformen verfügte »Edikt über die bürgerliche Gleichstellung der Juden« vom 11. März 1812 ist in den wesentlichen Punkten seinem Wirken zu verdanken. Friedrich Georg Weitschs Bildnis Friedländers im verlorenen Profil läßt im energischen Blick durchaus die Spannkraft und das beharrliche Durchsetzungsvermögen dieser Persönlichkeit erahnen. Auf höchstem künstlerischen Niveau ist dem Künstler eine Charakterisierung der individuellen geistigen Qualitäten seines Modells gelungen. | Gerd-Helge Vogel