Zu den bedeutendsten deutschen Historikern des 19. Jahrhunderts zählte Theodor Mommsen (1817–1903); ab 1858 hatte er einen Lehrstuhl an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität inne. Er wurde mehrfach von Bildhauern der Berliner Schule porträtiert (vgl. die Statuette von Walter Lobach, 1901–1903, B I 201). Seine überragende Bedeutung für die Geschichtsschreibung ebenso wie seine eigentümliche Körperhaltung und außerordentlich einprägsame Physiognomie veranlassten offensichtlich auch Schaper, nach Mommsens Tode Ende 1903 mit dem Sammeln von Material für eine Skulptur zu beginnen. Im Mai 1904 kam es zu einer Besprechung mit dem Bildhauer Emil Hundrieser und dem Architekten Franz Schwechten über ein Mommsen-Denkmal, das für den Garten der Berliner Universität konzipiert wurde. Ein Jahr später, im Mai 1905 begann Schaper mit der Arbeit an den Entwürfen. Das vorliegende Modell war der von ihm bevorzugte Entwurf, im Juni 1905 wurde er vollendet. Da er keine positive Resonanz fand, beauftragte man schließlich Adolf Brütt mit der Ausführung des Denkmals. Dieses stand bis 1991 an der untergeordneten Westseite von Mommsens einstiger Lehrstätte, der heutigen Humboldt-Universität, nunmehr – wie schon zuvor – wieder prominent im südlichen Hof. | Bernhard Maaz