Als Eduard von Gebhardt mit den Arbeiten an dem monumentalen Bild zur Himmelfahrt Christi begann, war sein Ruf als Maler der biblischen Historie so gefestigt, daß bereits die Vorarbeiten zu einem neuen Gemälde mit großem Interesse verfolgt wurden: »Jetzt arbeitet er an einem großen Altarbild: ›Die Himmelfahrt Christi‹. Die Vorstudien dazu sind schon von hoher Vollendung, so daß man hoffen darf, in diesem Bilde, werde sich sein Stil vollkommen entfalten, ein Stil, welcher aus unbefangenster Naturwahrheit hervorgegangen, durch die Macht der seelischen Empfindung zur Erhabenheit durchzudringen vermag« (Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule und Haus, 1878, H. 1, S. 6).
Wie das elf Jahre zuvor entstandene Bild »Das letzte Abendmahl« (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A I 73) wurde auch »Die Himmelfahrt Christi« mit zahlreichen Studien vorbereitet. Ebenso entstand das Bild nicht im Auftrag einer kirchlichen Institution, sondern in Absprache mit der preußischen Kunstkommission, war also von Beginn an für ein Museum bestimmt. Es mag dieser Auftragssituation geschuldet sein, daß Gebhardt im linken Mittelgrund des Bildes sich selbst und seinen ebenfalls auf religiöse Historienbilder spezialisierten Kollegen an der Düsseldorfer Akademie, Wilhelm Sohn, konterfeite.
Aufgrund der hohen Nachfrage seiner Werke griff Gebhardt häufig auf einmal gefundene Bildideen in fast identischen Wiederholungen oder nur leicht veränderten Variationen zurück. Auch von der »Himmelfahrt Christi« gibt es verschiedene Fassungen, darunter das Wandgemälde für die Friedhofskapelle des Düsseldorfer Nordfriedhofs (1909/10) sowie ein weiteres Tafelbild aus dem Jahr 1910 (vermutlich Privatbesitz). | Regina Freyberger