Anders als in seiner Ansicht der Stadt Kuttenberg (A IV 171) hat Horn hier einen Blick auf das Wahrzeichen des dargestellten Ortes wiedergegeben: das Freiburger Münster Unserer Lieben Frau. Die Betrachter:innen schauen direkt auf den Westeingang und den bedeutenden gotischen Turm, der bis fast an den oberen Bildrand reicht. In der Ferne rechts ist das Schwabentor zu sehen, den Hintergrund strukturieren die Höhenzüge des Schwarzwaldes. Die meisten Werke Horns sind nicht durch die Wiedergabe von Licht und Luft belebt, wie man es von den Bildern der Spätimpressionisten kannte, die noch immer die Ausstellungen dominierten. Der Maler verlieh seinen Stadtansichten, in denen selten Menschen zu sehen sind, auf dunkel grundierter Leinwand eine stark gedämpfte Farbigkeit. Seine bewusst ungelenken, naiven Darstellungen sind weniger getreue Ansichten eines Ortes als freie Kompositionen – „Stadtlandschaften“, wie auch dieses Bild auf der Rückseite beschriftet ist. In den regionalen Ausstellungen um 1930 stachen Horns Werke heraus, sie wurden als neue künstlerische Haltung wahrgenommen und positiv rezensiert. So erwarb auch das preußische Kultusministerium eines seiner Gemälde, nämlich das vorliegende, das dann unter anderen politischen Vorzeichen 1939 als „Verfallskunst“ an die Nationalgalerie abgegeben und dort magaziniert wurde. | Angelika Wesenberg