Herkules ist an seinen Attributen, der lorbeerblattumrankten Keule und dem Löwenfell, zu identifizieren. Er wendet den Kopf nach links und nimmt so gewissermaßen Kontakt auf zu seiner weiblichen Pendantfigur, "Venus im Muschelwagen". Im Bestand des Kunstgewerbemuseums sind beide Figuren, in jeweils unterschiedlichen Größen, als weiß glasierte (Herkules, Inv. Nr. DM 8) bzw. staffierte Versionen (Venus, Inv. Nr. O-1990,94) vorhanden.
Bei der hier besprochenen Herkulesfigur handelt es sich um ein nur schrühgebranntes Exemplar, das vermutlich wegen der Brandrisse, v.a. am Sockel unterhalb des rechten Fußes, nicht in den Glasurbrand gegeben wurde. Abgesehen vom Scherben ist auch der geringe Größenunterschied zur glasierten Version von nur einem Zentimeter ein Indiz dafür, dass es sich nicht um das Tonmodell handelt, das bei einer Schwindung des Porzellans von 16-22 % größer sein müsste. An der detaillierten, fast überzeichneten Oberflächenmodellierung ist zu erkennen, dass der Entwerfer, Wilhelm Christian Meyer (1726-1786), die Verschleifung der Details durch die Glasur einkalkulierte. Wilhelm Christian war ambitionierter Bildhauer und Schüler seines Bruders Friedrich Elias Meyer (1723/24 - 1785). Letzterer war Modellmeister bei der KPM und holte seinen jüngeren Bruder 1766 an die Berliner Porzellanmanufaktur.
Weiterführende Informationen sind zu finden in: Dorothee Heim, Die Berliner Porzellanplastik und ihre skulpturale Dimension 1751-1825. Der Sammlungsbestand des Kunstgewerbemuseums Staatliche Museen zu Berlin (=Bestandskatalog XXVI. des Kunstgewerbemuseums SMB), Berlin, Regensburg 2016, S. 307-309, Kat.Nr. 41; Claudia Kanowski, in: C.Kanowski / L. Lambacher: Tönerne Welten. Figürliche Keramik aus sechs Jahrhunderten. Eine Bestandsaufnahme im Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin, Sonderdruck aus: Keramos (2015/I), Heft 227, S. 24-27, Abb. S. 26.
ClKa
Entstehungsort stilistisch: Berlin