Die fragmentarisch erhaltene Plastik einer Frau mit Kind ist Teil einer lebensgroßen Standfigur für Gomanskys vielfiguren Ceres-Brunnen im polnischen Opole (Oppeln). An dem durch das preußische Kultusministerium im Jahr 1900 ausgeschriebenen Wettbewerb hatten sich 72 Bildhauer beteiligt, Gomansky kam mit seinem zunächst vorgestellten Sirenen-Brunnen in die nähere Auswahl von zehn Künstlern. Der endgültige Entwurf sah auf einem erhöhten, mit Weintrauben ornamentierten und einst von einem floralen Baldachin überfangenen Mittelpodest die Figur einer stehenden Ceres vor, der römischen Göttin der Fruchtbarkeit. Die jugendliche, in ein voluminös fallendes Gewand gekleidete Frau hält eine Spindel sowie ein Kind im Arm. Als Symbol tugendhaften Fleißes nimmt das Attribut der Spindel zusammen mit dem Säugling Bezug auf die heute wieder hergestellte Inschrift am Beckenrand: „Des Bürgers Treu mit Fleiß gepaart – ein Jungborn guter deutscher Art“. Der Ceres-Brunnen, der neben der Standfigur auch noch die drei lagernden Gestalten Proserpina, Neptun und Herkules von Gomansky zeigt, gilt als ein Hauptwerk des Bildhauers. Die mit 1,45 Meter im Inventar der Modell- und Abgusssammlung notierte Größe sowie der Hinweis auf die „Hauptfigur von einem Brunnen“ (SMB-ZA, I/NG 1022) deuten darauf hin, dass sich einst die vollständige Figur im Bestand der Nationalgalerie befand. | Yvette Deseyve