Der als Historienmaler erfolgreiche Carl Friedrich Lessing hegte großes Interesse für die Landschaft. Im Gegensatz zu anderen Künstlern reiste er nicht nach Italien, stattdessen widmete er sich als Mitbegründer des Düsseldorfer Landschaftlichen Komponiervereins verschiedenen Gegenden in Deutschland. Waren die Landschaften zu Beginn seiner Laufbahn noch romantisch aufgefaßt, so trugen sie später realistische Züge.
Von geologischen Interessen geleitet, durchwanderte Lessing mehrfach die Eifel, eine rauhe, von vorzeitlichem Vulkanismus geprägte Gebirgslandschaft. Hier trat ihm »die Natur in der reinen, gleichsam nackten Eigenthümlichkeit ihres Daseins entgegen« (F. von Uechtritz, Blicke in das Düsseldorfer Kunst- und Künstlerleben, Bd. 1, Düsseldorf 1839, S. 395). Im Ergebnis seiner sechs Reisen in die Eifel – die beiden letzten unternahm er 1871 und 1872 – entstanden mehrere weiträumige Landschaften. Eine frühe Eifellandschaft erwarb der Sammler Wagener (1834, ehemals Nationalgalerie, Kriegsverlust, heute Muzeum Narodowe w Warszawie). Lessing belebte seine Bilder oft mit Rittern und Burgen und – wie in »Burg in der Eifel« (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A III 844) – auch mit Landsknechten und Waldarbeitern. Die späte großformatige Komposition »Eifellandschaft bei Gewitter« (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A I 214) wird von dramatischem Wettergeschehen beherrscht. Zu sehen ist eine sommerliche Landschaft voller schroffer Felsen, durch die ein Gewitter zieht. Sonnenflecken und tiefdunkle Schatten geben spannungsreiche Kontraste. Ein Bauernpaar eilt einen Weg entlang in Richtung eines Dorfes, in dem ein Brand ausgebrochen ist, wohl ausgelöst durch das Gewitter. Das Gemälde war 1876, im Jahr der Eröffnung der Nationalgalerie, vom Künstler erworben worden. 1878 wurde es auf der Weltausstellung in Paris gezeigt. | Birgit Verwiebe