Delsing kam 1924 nach Kassel, um an der Akademie bei Kay H. Nebel zu studieren. Später beschrieb er, wie stark die Schüler Nebels sich für unterschiedliche moderne Künstler und Kunstströmungen interessierten hätten, von den Werken Pablo Picassos bis zur Brücke, und wie durch die Gemeinschaft unter dem Lehrer die künstlerische Entwicklung gefördert worden sei (Bernard Delsing, Kay H. Nebel. Lehrer und Freund, in: Bernard Delsing [1906–1991]. Ein künstlerischer Werdegang, Ausst.-Kat., Kassel, 1998, S. 30 f.). Dieses rege Interesse an verschiedenen Stilrichtungen schlägt sich in Delsings Œuvre nieder. Er malte die „Zwei Frauen“ noch während des Studiums, wobei er frei unterschiedliche Mittel in einem Bild kombinierte. Beide Gestalten sind wenig ausgearbeitet wiedergegeben, doch die rechte Figur im Halbschatten ist deutlich auf den Bildraum bezogen. Sie steht vor der anderen Frau, obwohl Delsing auf eine umfassende räumliche Darstellung verzichtet hat. Die umgebenden intensiven Farben wirken, wie auch die Umrisse von Blättern und Blumen, eher dekorativ. Das Gemälde ist eines der wenigen erhaltenen Bilder Delsings aus der Zeit vor der Zerstörung seines Kasseler Ateliers im Jahr 1943. | Emily Joyce Evans