Das Gemälde zeigt einen Moment höchster Dramatik: Als nur der jüngste der Horatier-Brüder lebend aus dem Kampf zurückkehrt, findet er seine Schwester trauernd um einen seiner ermordeten Gegner und tötet sie aus Zorn darüber. Nachdem ihn das Gericht dafür verurteilt hat, wird er letztlich dennoch freigesprochen. Mit seiner neoklassizistisch anmutenden Darstellung der Erzählung des römisch-antiken Schriftstellers Livius über den Machtkampf zwischen den horatischen Drillingsbrüdern aus Rom und den curatischen aus Alba Longa unter König Tullus Hostilius bediente sich Funi einer langen ikonografischen Tradition. Zahlreiche Bildzitate aus der Antike und der frühen Neuzeit, beispielsweise der Statue der „Venus von Kyrene“ (Nationalmuseum Rom), untermauern sein Bildideal. Das Gemälde gelangte 1932 durch einen Bildertausch zwischen Deutschland und Italien in die Sammlung der Nationalgalerie. Der damalige Direktor, Ludwig Justi, wählte dabei Gemälde aus, die sich auf eine klassische, nationalistisch geprägte Darstellungstradition beriefen, wie jene der Künstler um die Zeitschrift „Valori Plastici“ oder der Gruppe Novecento. Auch Funi gehörte dieser Strömung an. Die Präsentation der italienischen Bilder wurde die erste Ausstellung der Nationalgalerie nach der nationalsozialistischen Machtübernahme. | Anja Pawel