Der Prunktisch gehört zu einem heute verschollenen Ensemble, das außerdem einen zweitürigen Kabinettschrank, zwei Gueridons (Leuchtertische) und einen Spiegelrahmen umfasste. Kurfürst Karl II. von der Pfalz hatte die außerordentlich kostbare Gruppe 1684 für sein Appartement im Heidelberger Schloss anfertigen lassen. Seine Witwe ließ die Stücke vor den marodierenden Truppen des Sonnenkönigs Ludwig XIV. in Sicherheit bringen. Später gelangten sie ins Berliner Schloss.
Den Tisch dominiert ein schimmernder Rotton, der von den kühlen Flächen und Konturen des Zinns eingefasst wird. Die Tischplatte ist mit Blumenranken, Putten und Groteskenfiguren dicht bedeckt. In der Mitte der Platte prangt das kurfürstliche Wappen mit der Devise des Hosenbandordens. Die nach dem französischen Ebenisten André Charles Boulle (1642–1732) benannte Boulletechnik ist eine der kostbarsten der Möbelkunst. Das betrifft mehr noch als die Materialien (besonders Zinn, Schildpatt, Horn) die kunstvoll ausgeführte Arbeit. Feinste Gravuren und mit Aquarellmalerei hinterlegte Szenen bilden bei diesem Möbel eine beträchtliche Verfeinerung der Marketerie.
Der Schöpfer des Tisches, Johann Daniel Sommer (1643-nach 1692), arbeitete in Paris bevor er sich 1667 in seinem Geburtsort Künzelsau niederließ und in Deutschland die neue Technik einführte, die er in unübertroffener Meisterschaft ausübte.
ASt
Historischer Standort: Heidelberg, Schloss