Kirchner schloss ab 1914 Freundschaften mit dem Archäologen Botho Graef und dem Philosophen Eberhard Grisebach, die an der Universität Jena tätig waren und ihn in den Folgejahren intensiv unterstützten. Graef setzte sich vielfach für den Künstler ein und vermittelte Ausstellungen sowie Kontakte zu Sammlern, während Grisebach Kirchner in seiner durch den Krieg ausgelösten existenziellen psychischen Krise half, indem er ihm einen Aufenthalt in Davos organisierte, der mehrere Jahre andauern sollte. Dieser Jenaer Freundeskreis bedeutete für Kirchner eine erste umfassende Anerkennung seines künstlerischen Weges. Zwischen 1914 und 1917 besuchte er mehrfach die Stadt und machte weitere Bekanntschaften in dem dortigen Intellektuellenzirkel. Dabei lernte er auch den Schriftsteller Karl Theodor Bluth (1892–1964) und seine Frau kennen, die er in diesem expressionistischen Doppelporträt wiedergegeben hat. Die verzerrten Gesichtszüge und hölzernen Gliedmaßen der beiden Dargestellten sind charakteristisch für die wenigen Figurenbilder Kirchners von 1917. | Janina Dahlmanns