Sein Studium an der Düsseldorfer Akademie bei dem Landschaftsmaler Johann Wilhelm Schirmer beendete der 20jährige Arnold Böcklin mit einem »Hünengrab« (Kunstmuseum Basel) und dieser – prämierten – »Landschaft mit Burgruine«. Beide Bilder, frühe Meisterwerke, befanden sich noch lange Zeit im Besitz der Eltern in Basel. Sicher wollte der Sohn mit ihrer Hilfe die in Deutschland erlernten Fertigkeiten unter Beweis stellen, wohl auch die Richtung seines künstlerischen Strebens andeuten.
Böcklin kannte den bildlichen Effekt von Burgen und Ruinen wie den theatralischen Stimmungsgehalt von Lichteffekten von Werken seines verehrten Lehrers. »Ja, ich war lange Schüler von Schirmer, aber ich habe auch lange gebraucht, um mich von ihm loszumachen.« »In was?« »In der ganzen Weltanschauung«, berichtete er seinem Biographen Gustav Floerke (Zehn Jahre mit Böcklin, München 1902, S. 17).
Die beiden Werke, Pendants fast, zeigen darüber hinaus das prägende Vorbild der ›emotionalen‹ Landschaften des Düsseldorfer Malers Carl Friedrich Lessing, vor dessen »Klosterhof im Schnee« (Wallraf-Richartz-Museum, Köln) Böcklin »als junger Maler staunend und mit hochklopfendem Herzen gestanden« hatte (ebd., S. 183). In ihrem Symbolgehalt und Formenkanon sowie dem melancholischen Grundgestus stehen die Bilder zugleich – wie jene der Lehrer – in der Tradition der deutschen Romantik.
Das sehr überlegt komponierte und sorgfältig durchstudierte Werk »Landschaft mit Burgruine« erhält überraschenden Glanz und Dramatik durch den hell leuchtenden Himmelsstreifen in der Bildmitte. Dieser läßt die leeren Fensterhöhlen wie vor einem Brand aufscheinen. Das teils zerstörte, teils umrankte Stabwerk der drei gotischen Fenster hebt sich überklar vor dem Himmelsleuchten ab. Andere Motive, wie Turm, Mauer und Brücke treten vor diesem Kontrast in Dunkelheiten zurück.
Das eindrucksvolle Motiv einer Architektursilhouette nahm Böcklin später mehrfach, etwa in der Bildgruppe »Villa am Meer«, wieder auf. | Angelika Wesenberg