Die Ursprünge der Legenden um Erwin von Steinbach, den Erbauer des Straßburger Münsters, und um seine Tochter, die Bildhauerin Sabina, reichen zurück bis ins frühe 16. Jahrhundert. Moritz von Schwind hatte sich diesem Stoff bereits vor der 1840 begonnenen Arbeit an den Fresken zur »Einweihung des Freiburger Münsters« im Treppenhaus der Karlsruher Kunsthalle zugewandt. Er war ihm gewiß durch Goethes unter dem Titel »Von deutscher Baukunst« (1772) erschienenen Hymnus auf Erwin von Steinbach bekannt. In dem Gemälde »Sabina von Steinbach« wiederholte Schwind das ein Jahr zuvor entstandene gleichnamige Karlsruher Wandbild. Dargestellt ist die Bildhauerin Sabina bei der Arbeit an der allegorischen Figur der Synagoge. Von ihr sollen die Skulpturen des Straßburger Südquerhausportals und des Engelspfeilers stammen. Auf dem Boden steht ein Blumenstrauß, auf dem Wandregal hinter der Bildhauerin ist die Büste ihres Vaters zu erkennen, zum Zeichen, daß Sabina in seinem Geiste arbeitet. Im Türausschnitt rechts sieht man einen Steinmetzen bei der Arbeit, vielleicht eine Darstellung des Bruders Johannes. Dahinter ist Erwin von Steinbach, durch eine Meßlatte als Architekt bezeichnet, im Gespräch mit dem Straßburger Erzbischof Konrad zu sehen. Mit Blick auf den eingerüsteten Nordturm der Westfassade besprechen Baumeister und Bauherr Grundrißpläne der Kathedrale. Ludwig Justi, der mehrere Gemälde von Schwind erwarb, schrieb über den Künstler: »Sein Werk ist die schönste und reichste Gabe des Wienerischen an die deutsche Malerei des Jahrhunderts. Er liebt die Welt des Märchens und des behaglichen Bürger-Daseins, man benennt ihn daher gern mit dem vieldeutigen Wort Romantiker« (Von Runge bis Thoma, Berlin 1932, S. 82). | Birgit Verwiebe