Das Amulett aus Obsidian zeigt zwei menschliche Finger mit einem abgerundeten unteren Abschluss - die ausgestreckten und dicht aneinandergehaltenen Zeige- und Mittelfinger einer rechten Hand. Die drei Fingergliedern und Nägel wurden herausausgearbeitet. Der Zwischenraum zwischen den beiden Fingern ist auf beiden Seiten durch eine Vertiefung angedeutet. Die Maße und Gestaltung des Objekts folgen weitgehend den natürlichen Proportionen der menschlichen Finger.
Solche Zweifingeramulette wurden auf der Mumie in der Nähe des Schnitts, durch den die inneren Organe entnommen wurden, platziert. Das Amulett, das mit den Fingern des Gottes der Balsamierung Anubis assoziiert wurde, soll auf magische Weise die Wunden verschließen, um den Körper des Verstorbenen zu beschützen. Zudem wurden die Zweifingeramulette meist aus dunklem Gestein wie Obsidian, Basalt oder Steatit hergestellt, da die schwarze Farbe mit dem Jenseits, insbesondere mit Anubis und Osiris, in Verbindung gebracht wurde. Das Amulett ist vermutlich in der Spät- bis Ptolemäerzeit (ca. 664 – 30 v. Chr.) entstanden.
(I. Liao)