Frühes Beispiel eines Aquarells, d.h. die Farben lassen den Papierton durchscheinen, während in der Buchmalerei deckende Farben benutzt wurden. Ein zugehöriges Blatt, ebenfalls beidseitig bezeichnet, zeigt die Auferstehung Christi und das Martyrium des hl. Achatius, der von vielen gespitzten Ästen durchbohrt ist. Vermutlich sind beide Blätter nicht als Einzelstücke gezeichnet worden, sondern waren Teil eines handgeschriebenen Buches, das sie illustrierten. Der offenbar aus Niederösterreich stammende Künstler hat auch das für St. Stephan in Wien gemalte "Domaltärchen" (heute Diözesanmuseum) geschaffen. Die sanft geschwungenen, auslaufenden Gewandfalten verraten das Nachwirken des "Weichen Stils". Wichtig waren dem Künstler allein die Figuren und ihre geistige Aussage, an Naturbeobachtung und wirklichkeitsgetreuer Wiedergabe bestand noch kein Interesse. Die Landschaft ist völlig schematisch, versatzstückhaft, dargestellt.
Text: Hans Mielke in: Das Berliner Kupferstichkabinett. Ein Handbuch zur Sammlung, hg. von Alexander Dückers, 2. Auflage, Berlin 1994, S. 91, Kat. III.1 (mit weiterer Literatur)
Angaben zur Herkunft:
Meister der Domaltärchen Wien, Zeichner
Meister der St. Lambrechter Votivtafel, Werkstatt, Zeichner
um 1430
Entstehungsort stilistisch: Wien
Entstehungsort stilistisch: Österreich