Carl Wilhelm Kolbe war in Berlin mit romantischen Historiendarstellungen überaus erfolgreich. In seinem Nachlaß befanden sich zwei monumentale Historiengemälde, »Kaiser Karl V. auf der Flucht« (1844) und »Der tote Barbarossa bei Antiochien« (vor 1853, Nationalgalerie, Inv.-Nr. A I 57). Beide Werke mit vielfigurigen Szenen aus der deutschen Geschichte, dramatisch komponiert, effektvoll beleuchtet und reich kostümiert, erwarb die Nationalgalerie aus dem Nachlaß des Künstlers. Das erstgenannte Werk zeigt Kaiser Karl V., der in der Nacht vom 20. Mai 1552 in einer Sänfte aus Innsbruck floh, um nicht in die Hände des sich für die Protestanten einsetzenden Moritz von Sachsen zu fallen. Den Kaiser begleiten mehrere Fürsten und Ritter. Zur Linken reitet sein Sohn Johann von Österreich, auf der rechten Seite der Beichtvater, dessen Maultier von einem Chorknaben geführt wird. Der Sänfte folgen des Kaisers Bruder, König Ferdinand von Ungarn, und der gefangene Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen. Die Komposition thematisiert Ereignisse wenige Monate vor der Unterzeichnung des Passauer Friedensvertrages, welcher zur Anerkennung der protestantischen Glaubensfreiheit führte. | Birgit Verwiebe