Der Düsseldorfer Bildhauer Zimmermann schuf Plastiken für den öffentlichen Raum und für Kirchen. Er hatte an der Kunstakademie in Düsseldorf bei Alexander Zschokke studiert; kurzzeitig lebte er in Berlin (1932/1933) und Kassel (1936). Während der NS-Zeit war er beruflich erfolgreich. Das „Mädchen aus Xanten“ schuf er wohl im Auftrag der Xantener Dombauhütte. Es existierte eine Fassung aus Ton, deren Verbleib unbekannt ist. Die Bronze befand sich bereits 1937, im Jahr ihrer Entstehung, im Besitz des Reichsministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung in Berlin. Damit changierte die Wahrnehmung der Figur: zwischen der Lesart in einem religiösen Zusammenhang und der als ideologisch geprägte, politisch sanktionierte Darstellung, die offenbar geeignet erschien, ein nationalsozialistisches weibliches Ideal zu repräsentieren. Das „Mädchen“, das eher nach einer herangereiften jungen Frau aussieht, steht solide in Lebensgröße da, die Form ist einfach und glatt. Unter der eng anliegenden Kleidung zeichnen sich die weiblichen Konturen deutlich ab, ohne Erotik auszustrahlen; die Gestalt ist kräftig, aber nicht muskulös, der Kopf mit einem Tuch bedeckt. Das Werk war wohl nie in Berlin öffentlich ausgestellt; nach 1945 geriet es, höchstwahrscheinlich aufgrund seines Besitzes durch eine NS-belastete Institution, in völlige Vergessenheit. In den 1970er-Jahren wurde es im Keller des Pergamonmuseums in einer Holzkiste gefunden und 1980 der Nationalgalerie (Ost) übergeben. | Emily Joyce Evans