Als sich Wilhelm und Ridolfo Schadow, Söhne des namhaften preußischen Bildhauers Gottfried Schadow, im Januar 1811 Rom näherten, waren beide ergriffen von der bevorstehenden Ankunft. Sie gaben sich das Wort, »lieber tot in Rom zu bleiben, als ruhmlos in unsere Vaterstadt zurückzukehren!« (W. Schadow, Jugenderinnerungen, in: Kölnische Zeitung, 4.9.1891, Nr. 720). Vier Jahre später schuf Wilhelm dieses Gruppenbildnis, das seit seiner erfolgreichen Ausstellung im Palazzo Caffarelli 1819 als eines der bedeutenden Werke des Künstlers gilt. Das Dreierporträt zeigt den Maler selbst, seinen Bruder Ridolfo (1786–1822) und in der Mitte den Bildhauer Bertel Thorvaldsen (1770–1844) im Gestus der Verbrüderung. Der romantische Freundschaftsgedanke findet ebenso Ausdruck wie die Idee eines Bündnisses zwischen Malerei und Skulptur unter dem Patronat Thorvaldsens, des Meisters der Reliefkunst. Wilhelm Schadow bewunderte den ›genialen Dänen‹: »Nie sah ich ein reicher ausgestattetes Naturell, sowohl an Geist und Körper. Ein schöner kräftiger Mann, breitschultrig, fest, stand er damals in der Blüte der Jahre […]. Gang, Haltung, Miene und Ausdruck waren die eines Eroberers« (W. Schadow, ebd.). Ridolfo Schadow, der in seinem Werk klassizistische Idealität mit romantischer Poesie zu vereinen suchte, fühlte sich wie sein Bruder Wilhelm – hier mit langem Haar und in altdeutscher Tracht – dem raffaelischen Kunstideal der Nazarener verbunden. Im Hintergrund ist seine Marmorfigur der Sandalenbinderin sichtbar (Neue Pinakothek, München). Mit diesem Hauptwerk, von dem sieben Fassungen entstanden, begründete der Bildhauer seinen Ruf als Thorvaldsen-Schüler und fand zugleich Anerkennung im Kreis der Nazarener. | Birgit Verwiebe