Mit aufgerichtetem Oberkörper sitzt Anna auf einem Bett und nimmt aus den Händen der Amme das gewickelte Kind entgegen. Ihren Kopf umhüllt ein Krüseler, eine Haube mit Rüschenbesatz. In der Schilderung des Verhältnisses der beiden Frauen zueinander, in der Zuwendung und den Gesten, gelangen vielfältig nuancierte Bezüge zur Anschauung. Besonders sinnfällig wird die auf räumliche Eindrücke hinzielende Gestaltungsweise im Zentrum der Komposition, in dem Darreichen und Empfangen des in die Tiefe des Reliefs gehaltenen Kindes, in der Verschränkung der Gebärden. Die Gesichter sind im Ausdruck treffend charakterisiert: die Amme fürsorglich auf Maria konzentriert, versonnen und von zärtlicher Zuneigung die Züge von Anna, mit großen Augen unbeteiligt dreinblickend das pausbäckige Kind. Aus demselben, vermutlich in den Niederlanden entstandenen Retabel, aus dem dieses Relief stammt, hat sich noch eine weitere Szene, die Begegnung Joachims und Annas an der Goldenen Pforte, im Rijksmuseum in Amsterdam erhalten.