Die Figur dürfte wegen ihrer rückseitigen Ausarbeitung frei aufgestellt gewesen sein, zusammen mit dem Gekreuzigten und Johannes als Pendant vielleicht im Gesprenge eines kleinen Flügelretabels. Die Trauer der Gottesmutter ist in den individuell, ja sinnlich gestalteten Zügen des breit modellierten Gesichts eindringlich wiedergegeben, teilt sich indessen ebenfalls der gesamten Haltung, dem ausfahrenden Schritt wie auch den gespreizten Fingern der Rechten, mit. Die Mariengestalt verweist zweifellos auf einen bedeutenden Bildschnitzer. Von der Forschung wurde das angeblich aus Südtirol, der Gegend von Sterzing, stammende Bildwerk dem ›Kreis des Michael Pacher‹ zugewiesen. An Retabelwerken Pachers – zu denken hier in erster Linie an das in St. Wolfgang im Salzkammergut – lässt sich der Anteil von Meister und Gesellen aber nicht ohne weiteres trennen. Ein Schrein wie der in St. Wolfgang zeigt eine unauflösliche kompositionelle Verdichtung. Ähnlich wie die Figuren dort ist die trauernde Maria in Berlin, deren Standmotiv weitgehend verschleiert scheint, bildhaft aufgefasst. Es darf dabei nicht vergessen werden, dass sich Michael Pacher, aufgrund seiner Kenntnisse der Zentralperspektive auf höchstem Wissensstand, vor allem als Maler begriff.
Entstehungsort stilistisch: Salzburg