Peter Dell d.Ä. hat bei namhaften Bildschnitzern seiner Zeit gelernt. Nach einer Ausbildung bei Tilman Riemenschneider in Würzburg war er wahrscheinlich eine Zeit lang bei Hans Leinberger in Landshut tätig. An einem Werk Leinbergers, einer kleinen Tafel im Bayerischen Nationalmuseum in München, orientiert sich auch die Berliner Kreuzigung. Dell transformiert das flache Relief seines Vorbilds in ein beinahe vollplastisches Werk und übersetzt es ins eigene künstlerische Idiom. Den Gekreuzigten zeigt er der Menge entrückt in unnahbarer Höhe. Unmittelbar zugewandt ist Christus nur die trauernde Magdalena unter dem Kreuz. Im unteren Bereich konzentriert sich hingegen alles auf die Gottesmutter Maria. Ihr schmerzhaftes Miterleiden der Passion Christi ist zu einem zentralen Thema erhoben und wird hier mit der theologischen Vorstellung von der Kreuzigung Christi als einer zweiten Niederkunft Mariae verbunden.
Das kleinformatige Werk dürfte einst als Hausaltärchen für einen Besitzer geschaffen worden sein, der es aufgrund seiner virtuosen Kleinheit auch als Kunstwerk schätzte. Als man es aus seinem ursprünglichen Kontext löste und in einen neuen Rahmen einließ, wurde auch die Rückwand erneuert.
Entstehungsort stilistisch: Würzburg