Gerade vor dem Hintergrund der Frauenrechtsbewegung Ende des 19. Jahrhunderts besaß das intime Motiv der stillenden Mutter als Sinnbild der Weiblichkeit besonderen Reiz und findet sich in der Malerei der Jahrhundertwende erwartungsgemäß häufig. Erich Eltzes Darstellung »Mutter und Kind« steht daher nicht nur in der Tradition der im 19. Jahrhundert profanierten Ikonographie der ›Maria lactans‹, sondern auch im Kontext zeitgenössischer Bildlösungen von Philipp Franck (vgl. Nationalgalerie, Inv.-Nr. A II 316) und anderen. Eltze zeigt die stillende Mutter als Zentrum der Komposition in warmes Licht getaucht. Die weibliche Hausangestellte, die im Hintergrund das Bett aufschüttelt, bleibt wie das Interieur im Schatten. Assoziationen an den französischen Impressionismus und die Berliner Secession stellen sich angesichts von Motivwahl und Malweise ganz selbstverständlich ein. So ist Erich Eltzes Bild auch Beispiel für eine um die Wende zum 20. Jahrhundert immer deutlicher zu beobachtende Annäherung der akademischen Malerei und der vormals als revolutionär empfundenen Kunst der Sezessionen. | Regina Freyberger