Michael Neher war nach Domenico Quaglio einer der meistgeschätzten Architekturmaler Münchens. Von seinen Italien-Erlebnissen inspiriert, schuf er zunächst Landschaften und Genredarstellungen. Zurück in München wurde er Mitglied des dortigen Kunstvereins und dessen Konservator. Auf Betreiben des befreundeten Domenico Quaglio erhielt er 1834 den Auftrag, auf Burg Hohenschwangau Wandbilder im ›vaterländischen Stil‹ mit mittelalterlichen Szenen nach fremden Vorlagen auszuführen. Nach Beendigung dieser Arbeiten widmete sich Neher fortan Darstellungen mittelalterlicher Architekturen. Es gelangen ihm höchst präzise ausgeführte, mit detailreicher Staffage belebte Städte- und Architekturporträts.
Die im bayerischen Wallfahrtsort Altötting gelegene, um 1425 erbaute vormalige Peters-, heutige Tillykapelle liegt am Kreuzgang im Süden der Stiftspfarrkirche Sankt Philippus und Jakobus, einer spätgotischen dreischiffigen Hallenkirche. Anfang des 16. Jahrhunderts wurde die Sieben-Schmerzen-Kapelle angebaut und mit der Tillykapelle unter einem Dach vereinigt. Seit 1642 war dort die Grablege derer von Tilly; der bedeutende Feldherr des Dreißigjährigen Krieges, Johann Tserclaes Graf von Tilly, wurde hier bestattet.
Dicht am Gemäuer der Kapelle wachsen Büsche, an der Fassade fehlt an einigen Stellen Putz. Im Vordergrund rechts unterhalten sich drei Mönche, links ein Ausblick in eine bergige Landschaft. Eine zweite Fassung befindet sich in Privatbesitz (vgl. S. Gramlich, Architekturmalerei im 19. Jahrhundert in Deutschland, Berlin 1990, S. 180, Anm. 80). | Birgit Verwiebe