1830, kurz vor seiner Übersiedlung nach Bethlehem in Pennsylvania, war Gustav Grunewald als Gast des Malers Gottfried Wilhelm Voelcker in Berlin. In der Akademieausstellung des Jahres zeigte er fünf Landschaftsdarstellungen, von denen der Bankier Wagener eine frühe, noch unter dem Einfluß Caspar David Friedrichs entstandene, erwarb. Die Datierung folgt der Angabe Wageners, dem Grunewald – sich auf ein früheres Interesse berufend – seine Bilder schriftlich angeboten hatte (SMB-ZA, IV/NL Wagener, Künstlerbriefe).
Bedenkt man die Herkunft Grunewalds aus einer Siedlung der Herrnhuter Brüdergemeine, einer Gemeinschaft mit pietistisch-romantischem Subjektivismus in ihrem Glaubensverständnis und einem starken Naturgefühl auf der Basis pantheistischer Frömmigkeit, so ist seine Hinwendung zur Landschaftsmalerei Friedrichs verständlich. ›Ort‹ der Religion ist in der Auffassung beider Künstler das Gefühl. Die »Abendlandschaft« – das früheste überlieferte Bild Grunewalds – erinnert in der Auffassung und in Details sowohl an Caspar David Friedrich wie an Johan Christian Dahl; zugleich scheint die konventikelhafte Enge der Herrnhuter Unität auch die künstlerischen Möglichkeiten Grunewalds beschränkt zu haben. Spätere Landschaftsbilder bewahren die Feinmalerei, zeigen jedoch selten verinnerlichte Züge. | Angelika Wesenberg