In einem Brief vom 25. Januar 1823 aus Rom an seine Braut Wilhelmine Bock in Berlin berichtet Begas: »Ich mahle jetzt den Bildhauer Thorwalson, lebensgroß und halbe Figur, es wird dieser Tage fertig, ich glaube wenn Du es siehst so würdest Du doch finden daß ich nicht zurückgegangen bin …« (SMB-ZA, V/AS 72). Später, in der Kritik des Kunst-Blattes zur Kunstausstellung in Berlin 1826 war darüber zu lesen: »Das bedeutendste unter diesen Werken Begasse’s ist unbezweifelt Thorwaldsens Bildniß: der große nordische Bildner, mit seinem kindlich tiefen Antlitz steht im häuslichen Pelze (der auch in Rom wohlthut) ruhig da, und hält in den übereinander gelegten Händen ein Lorbeerreis, ohne eben daran zu denken: ein schöner Ausdruck der unbewußten Größe dieses Künstlers. Einige Sinnbilder seiner Kunst zeigen sich seitwärts, und hinten öffnet sich eine römische Aussicht« (Kunst-Blatt, Beilage des Morgenblatts für gebildete Stände, 8. Jg., Nr. 32, S. 128).
Nach seinen Studien in Paris war Begas 1822 mit einem Stipendium des preußischen Staates nach Rom gekommen, wo er in der Casa Buti, Via Sistina 48, seine Wohnung nahm. Dort lebte während seines Romaufenthalts als ein geistiger Mittelpunkt auch der berühmte dänische Bildhauer Bertel Thorvaldsen (1770–1844), um den sich die Künstlerschaft scharte. Begas schloß sich bald diesem Kreis an. Das gab Gelegenheit, den gefeierten Bildhauer zu porträtieren. Der Komposition ging eine schwarze Kreidezeichnung (Thorvaldsens Museum, Kopenhagen) voraus, die den prägnanten Kopf des Meisters in gleicher Haltung fixierte, wie sie uns im Gemälde begegnet: als Dreiviertelansicht mit in sich versunkenem Blick nach links. Begas folgte mit dem scharf umrissenen Profil bei weich modellierter Binnenstruktur den Ausdrucksformen, die seinerzeit in Rom unter den Nazarenern üblich waren. Auch das Ölbild, das er in seinem Atelier zu einem repräsentativen Milieuporträt erweiterte, folgt diesen Prinzipien. Die dem Meister beigegebenen Attribute, das Werkzeug, der Lorbeerzweig, seine Statue der Spes und der Ausblick auf Rom mit den Kaiserpalästen des Palatins verstehen sich als Anspielungen auf den Fleiß, den Ruhm, die Hoffnung und das Wirkungsfeld für ein erfolgreiches Kunstschaffen in der Ewigen Stadt. Eine verkleinerte und vereinfachte Replik befindet sich in der Petersburger Eremitage. | Gerd-Helge Vogel
1865 Ankauf von der Witwe des Künstlers, Wilhelmine Begas, Berlin