Der einzige Landschaftsmaler der Berliner Secession, der tatsächlich auf dem Land lebte, war Karl Hagemeister. Seine Naturwahrnehmung unterschied sich daher völlig von der seiner Kollegen: Im Freien beobachtete Hagemeister nicht besänftigende Ruhe, sondern vegetatives Wachstum. Noch der kleinste Naturausschnitt war ihm ein Mikrokosmos und bei intensiver farblicher und luminoser Gestaltung ein malerisches Motiv, daß er nicht selten auch aufgrund fotografischer Nahaufnahmen fand. »Ich habe erkannt«, so Hagemann selbst, »dass zum atmenden Leben Bewegung gehört, und dass diese nur durch feinste Unterschiede im Farbauftrag erreicht werden kann. Wenn man alles pastos malt, so giebt es keine Bewegung, wohl aber, wenn man vom Pastosen bis zur äusserster Zartheit und von der klaren deutlichen Ferne bis zu Verschwommenheit abstuft« (zit. nach: Kunst und Künstler, 8. Jg., 1910, H. 8, S. 418). Daher legte Hagemeister seinen Gemälden je einen bestimmten Farbton zugrunde, den »Stimmungston« (ebd., S. 418), aus dem er sodann die Landschaft entwickelte. Die Technik, die einzelnen Farbschichten zum Teil in fast expressivem Duktus mit dem Spachtel auf die Leinwand aufzutragen, übernahm Hagemeister von Courbet, dessen pastose Malweise ihn in Paris nachhaltig beeindruckt hatte. | Regina Freyberger