Nachdem Schrimpf zunächst nur Landschaften gemalt hatte, in denen menschliche Eingriffe höchstens am Rande thematisiert wurden (vgl. etwa „Landschaft bei Uffing“, A IV 209), hielt im vorliegenden Werk erstmals der technische Fortschritt Einzug. Mit der Darstellung von Bahngleisen und eines Streckensignals hat der Künstler eine vom Menschen fundamental veränderte Landschaft wiedergegeben. Ein Zug, in dem sich Personen befinden könnten, ist dennoch nicht zu sehen. Über die Bahngleise führen zwei Brücken, die dem Werk ihren Titel verliehen haben. Schrimpf war 1929 mit seiner zweiten Frau Hedwig sowie den Söhnen Markus und Peter nach Lochhausen gezogen. Der Ort liegt direkt an der Bahnlinie München – Augsburg, die womöglich als Vorbild für das Gemälde diente. Das weiche Licht der Morgendämmerung umgibt die Bahnanlage mit einer idyllischen Atmosphäre, was sich als Bruch zwischen Mensch und Natur verstehen lässt. Die nahezu magische Stimmung, die durch das sanfte Licht evoziert wird, könnte von Schrimpfs Auseinandersetzung mit der Strömung der italienischen Pittura metafisica herrühren, mit deren Hauptvertreter, Carlo Carrà, der Künstler im engen Austausch stand. | Stefanie Meisgeier