1852 zeigte Gustav Richter auf der Weihnachtsausstellung des Unterstützungsvereins der Berliner Künstler mit großem Erfolg ein Transparentgemälde mit dem gleichen Motiv einer Wunderheilung nach dem Markusevangelium (Mk 5, 22–43). Friedrich Wilhelm IV. veranlaßte die Ausführung als Ölgemälde. Das Bild wiederum rief auf der Akademieausstellung 1856 eine solche Begeisterung hervor, daß der Kunstverein im November ein Fest zu Ehren des Künstlers veranstalten ließ. 1876 wurde das Werk aus Anlaß der Eröffnung des neuen Gebäudes der Nationalgalerie von Kaiser Wilhelm I. in deren Bestand überwiesen, es fand für viele Jahre seinen Platz im Treppenhaus. Die zeitgenössische Kritik betonte die Nähe zur modernen entwicklungsgeschichtlichen Betrachtung des Christentums durch die Tübinger Schule, die zuerst in dem umstrittenen Buch von David Friedrich Strauß »Das Leben Jesu« (1835) Ausdruck gefunden hatte (vgl. A. Rosenberg, in: Kunstchronik, 19. Jg., 1884, H. 27, S. 443 f.). Die spätere Kritik sah nur noch das Theatralische der Szene: »Große Geschichtsgemälde von ihm sind leer im Künstlerischen, süßlich und erschreckend falsch im Geistigen, etwa die Erweckung von Jairi Töchterlein, ein riesiges und höchst unangenehmes Machwerk, das früher im Treppenhaus der Nationalgalerie hing: Jesus als Tenor, das Mädchen als Hysterica« (L. Justi, Von Runge bis Thoma, Berlin 1932, S. 156). – Populärstes Werk des Malers; eine Replik oder Wiederholung des Bildes in der Marienkirche in Bernau; gestochen von Hermann Eichens, Öldruck von O. Troitzsch. | Angelika Wesenberg