Vergleichsobjekte
Carter & Wright Fine & interesting clocks, 2012, mit einem Werk von François-Justin Vulliamy
Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg, Inv. Nr. 1916.124a-d, Ausformung der Uhr mit gleicher Staffierung (ohne den Schmetterling), bez. "C. E. Kleemeyer IN BERLIN"
Royal Collection Trust, Inv. Nr. RCIN 1543, mit einem Werk von Rollin fils (https://www.rct.uk/collection/search#/7/collection/1543/mantel-clock)
Material/Technik
Porzellan mit Aufglasur- und Goldmalerei, Bronze vergoldet, Email, Messing, Stahl
Maße
Höhe 39 cm, Breite 19 cm, Tiefe 15,3 cm
Auf der Vorderseite des Porzellangehäuses schützt eine vergoldete Messing-Lünette mit Verglasung das Uhrwerk. Eine runde Tür aus Messing, sechsblättrig ausgearbeitet, mit Textilbespannung schließt die rückwärtige Öffnung ab.
Das runde Vollplatinenwerk aus Messing (typisch für französische Pendulen, D: 9,5 cm, Platinenstärke: 0,18 cm, zylindrische, schlichte Werkpfeiler) ist mit Federaufzug in umlaufenden Federhäusern, Spindelhemmung, Halbstundenschlagerwerk (vermutlich Rechenschlagwerk) ausgestattet. Die Glocke, die von zwei Hämmern angeschlagen wird, befindet sich auf der Rückplatine. Das Pendel (L: 14 cm) besitzt eine Fadenaufhängung, die Pendellinse ist birnenförmig. Das Emailzifferblatt (D: 7,2 cm) weist innen römische Ziffern als Stundenanzeige, außen arabische Fünfminutenziffern sowie eine Minuterie mit Strichen auf; die Fünfminuten-Markierungen sind als Punkte gestaltet. Bei halb 5 und halb 8 Uhr befinden sich die beiden Aufzugslöcher. Die Feinregulierung erfolgt außerhalb des Zifferblattes über 12 Uhr und wird bei geschlossenem Glas von der Lünette verdeckt. Die Messingzeiger sind kleeblattförmig mit auslaufender Spitze gestaltet. Ungewöhnlich ist, dass der Stundenzeiger zarter als der Minutenzeiger ausgeführt ist. Es ist davon auszugehen, dass die beiden Zeiger nicht zusammengehörig hergestellt wurden.
Weder das Zifferblatt noch das Uhrwerk sind signiert. Der Käufer oder die Käuferin solcher Uhren beauftragten in der Regel einen Uhrmacher, der das leere Gehäuse der Königlichen Porzellanmanufaktur mit einem Werk versah – so auch Königin Victoria von Großbritannien und Irland, die ebenfalls eine solche Uhr – allerdings mit anderer farblicher Staffierung – besaß. Die Mechanik fertigte der in London tätige Uhrmacher François-Justin Vulliamy (1712-1797). Die Königin schenkte die Uhr später ihrem Onkel, dem Herzog von Cambridge. 2012 wurde das Kunstwerk bei Carter & Wright (Ben Wright) in London angeboten (Verbleib unbekannt).
Derselbe, nur in Details leicht abgewandelte Uhrentypus wurde noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von der KPM produziert, wofür sich ebenfalls in Großbritannien in der Royal Collection ein Beispiel mit türkisfarbigem Grund und rosa-goldener Staffierung findet. Es enthält ein französisches Werk von Rollin fils, Paris. (Franka Görike, Silke Kiesant)