Die Keramik mit zweifarbiger Bemalung (rot und schwarz), die als Bichrome Ware bezeichnet wird, ist eine der am häufigsten auftretenden zyprischen Keramikgattungen der Eisenzeit. Wenn die Keramik eine figürliche, frei auf den Gefäßkörper aufgebrachte Bemalung trägt, bezeichnet man die vor allem in Ostzypern verbreitete Technik als „Freien-Felder-Stil“ (free-field style). Die meisten Gefäße dieses Stils sprechen den modernen Betrachter durch die spielerische Leichtigkeit der Darstellung unmittelbar an. Demgegenüber zeichnet sich unser Krug mit Kleeblattmündung durch die Qualität und Präzision seines Dekors aus. Den größten Teil des ovalen Gefäßkörpers nimmt das Bild zweier sich gegenüberstehender Ziegen ein, die an einem stilisierten Blütenornament nagen. Die Wiedergabe der rechts und links des zentralen Ornamentbaumes auf ihren Hinterbeinen stehenden Tiere, deren Körper mit rot ausgefüllten Rosetten und einem Rechteck mit W-Motiven verziert sind, ist von großer Symmetrie und Sorgfalt. Durch die Art der Komposition und Ausführung erreicht der Maler eine monumentale Wirkung. Das Motiv von Ziegen am Lebensbaum hat in Verbindung mit Fruchtbarkeitssymbolik in der altorientalischen Kunst bereits eine lange Tradition, die mindestens bis in die 1. Hälfte des 2. Jahrtausends v.Chr. zurückgeht.
Derselbe Künstler dekorierte mit großer Wahrscheinlichkeit auch zwei weitere Vasen, von denen sich eine ebenfalls in Berlin und die andere im Metroplitan Museum in New York befindet. Alle drei Gefäße zeigen trotz unterschiedlicher Motive die gleiche hohe Meisterschaft in Anordnung und Ausführung der Szene, in der realistischen Wiedergabe der Tiere und in der sorgfältigen Verzierung der Tierkörper mit Rosetten.
Die Antikensammlung. Altes Museum, Neues Museum, Pergamonmuseum (2012) S. 287 Nr. 164 (S. Brehme).
Herkunft (Allgemein): Zypern