Im Jahr 1936 porträtierte Vogeler den sowjetischen Schriftsteller Nikolaji Ostrowski (1904–1936). Während des Russischen Bürgerkriegs hatte Ostrowski als junger Mann in der Ukraine gekämpft. Er war verwundet worden und erlitt später einen schweren Unfall, der ihn bis an sein Lebensende ans Bett fesselte. Seit 1928 war er darüber hinaus fast erblindet. Vom Krankenbett aus diktierte er seinen weitgehend autobiografischen Roman „Wie der Stahl gehärtet wurde“ (1934), der die Lebensgeschichte von Pawel „Pawka“ Kortschagin erzählt, einem jungen Revolutionär, der trotz Verwundungen und anderer Rückschläge nie die Zuversicht und seinen Kampfgeist verliert. Das Buch ist ein maßgebliches Beispiel der Literatur des Sozialistischen Realismus. Mit ihm wurde Ostrowski gleichzeitig zum glorifizierten Helden der Revolution erhoben. Vogeler hatte Ostrowski durch seine Schwiegermutter Bronisława Marchlewska kennengelernt; offenbar war er tief beeindruckt von dem jungen Revolutionär. Er porträtierte ihn in seinem Schulterstück nicht als kranken, gebrochenen Mann, sondern als gesunden, stolzen Soldaten mit ernstem Blick, an dessen Uniform der Lenin-Orden prangt, der ihm 1935 verliehen worden war. Vogeler schenkte Ostrowski das Bildnis. Zur Erinnerung an ihn fertigte er eine zweite Fassung des Gemäldes an, die er behielt und die schließlich mit seinem Nachlass in die Nationalgalerie gelangte. | Maike Steinkamp