Das von einem reich dekorierten Ädikularahmen umschlossene Mittelfeld der Scheibe zeigt das Wappen des Nürnberger Patriziers Andreas I. Imhoff – den gelben (hier allerdings weißen) nach rechts schreitenden Seelöwen in Rot, in der Helmzier das wiederholte Wappen als Kleinod und rot-weiße Decken über grauweißem Stechhelm. Die beiden Beischilde zeigen links, vereinfacht tingiert, das Wappen seiner ersten Gemahlin Ursula Schlaudersbach (1518–1525), den gelben Adler in Weiß, und rechts das Wappen seiner zweiten Ehefrau Magdalena Reich (1526–58), in Rot zwei weiße, aus dem Schildfuß aufsteigende und in Lilien endende Spitzen. Das Wappen des Andreas I. Imhoff dürfte ebenso wie das des Sebald Pfinzing, Inv. Nr. AE 519, aus einem Fenster des großen Saales im Nürnberger Rathaus stammen.
Charakteristisch für den Stil der Glasmalerei sind, neben dem ein wenig überladenen Dekor des Rahmens in den typischen Formen der Nürnberger Frührenaissance, vor allem die beiden das Wappen mit dem Rücken stützenden Männer. Ihre Kleidung, ein am Oberkörper eng anliegendes Wams mit weiten geschlitzten und mehrfach gepufften Ärmeln, kurze, mit Rüschen gesäumte Hosen und Kniestrümpfe, ist auffallend modisch und wurde bevorzugt von Landsknechten getragen. In zeitgenössischen Darstellungen in zahlreichen Varianten dokumentiert, stimmt sie besonders mit den Kostümen auf drei 1520 entstandenen Kupferstichen – mit dem Fähnrich, dem Landsknecht und der Schildwache bei den Pulverfässern – des Sebald Beham überein. Da Sebald Beham schon 1521/22 an der Ausmalung des Ratsaales beteiligt war, liegt die Vermutung nahe, dass er später, vielleicht in der Nachfolge des 1522 verstorbenen Hans von Kulmbach, auch die Wappenscheiben der Ratsmitglieder entwarf.
CVMA 98775