Wilhelm Herbig porträtierte in diesem Gemälde seine Ehefrau Henriette (1796–1851), geborene Wilke, mit ihren ersten sechs von später dreizehn Kindern. Die Mutter, umringt von ihren fünf ältesten Töchtern und dem ersten Sohn, blickt zu einem der Mädchen, das mit ausgestrecktem Arm auf den Vater im Hintergrund weist. Als freudig heimkehrendes, zylinderschwenkendes Familienoberhaupt erscheint er links im Landschaftsausschnitt. Mutter und Kinder tragen schlichte reinfarbige Gewänder, deren leuchtende Farbklänge von Violett, Rot, Blau, Grün und Gold unvermittelt nebeneinander stehen. Orientiert am Stil der Nazarener hat Herbig die private Familienszene ins Ideale erhoben. Mit vielfältiger Pflanzensymbolik ist die Tugendhaftigkeit der Gattin und Mutter beschrieben: Weiße Lilien deuten in Analogie zu Mariendarstellungen auf Reinheit, die rotleuchtenden Johannisbeeren verweisen auf Fruchtbarkeit und Fülle, während der Haarkranz aus Kornblumen für Treue und heimatliche Verbundenheit steht. Das jüngste Kind hält als weiteres Zeichen der Fruchtbarkeit, und überdies als Paradiessymbol, eine Orange in Händen.
Das Bildnis befand sich mehr als einhundert Jahre im Besitz der Familie des Künstlers, bevor es Ludwig Justi 1928 für die Nationalgalerie erwarb. Dem Sammler expressionistischer Kunst wird die Farbkraft des Bildes als eigener Wert erschienen sein. 1937 an die deutsche Botschaft in London ausgeliehen, gelangte das Gemälde nach dem Zweiten Weltkrieg wiederum in den Besitz der Familie Herbig. 1992 wurde es von einem Ururenkel des Künstlers der Nationalgalerie zurückgeschenkt. | Birgit Verwiebe
1992 Geschenk Harald Wohltat, Kiel