Lamprecht malte die Landschaften seiner bayerischen Heimat und erhielt dafür viel Zuspruch: Er gewann Preise und Stipendien, half bei der weiteren Ausgestaltung des Bamberger Doms und seine Werke hingen in Kunstausstellungen. Ein Kritiker lobte 1936 ausdrücklich die Bilder seiner Serie zum Nymphenburger Schloss (in: Die Kunst, 12.9.1936). Zeitgleich erschien ein anderes Motiv Lamprechts in einer offiziellen Bildpostkarten-Sammlung (SMB-ZA, V/ Slg. Künstler Lamprecht), genehmigt durch das Reichsministerium des Innern: Seltsam, denn sein variabler Stil erinnert an Max Liebermann, Max Slevogt oder Lovis Corinth, deren Kunst im Nationalsozialismus verfemt wurde. Dem eifrigen Direktor der Städtischen Kunstsammlungen Nürnberg Emil Stahl muss das aufgefallen sein, als er ein Bild des Künstlers 1937 als „entartet“ aus der eigenen Sammlung nahm. Während man also jene „Oberbayerische Hochebene“ Lamprechts beschlagnahmte und verbrannte, wurde sein „Oberbayerisches Dorf“ (o. D.; Privatbesitz) als Postkarte vertrieben. Der Maler selbst hielt sich aus diesem Konflikt heraus. 1945 stufte ihn das US-amerikanische Military Government Munich als politisch unbedenklich ein und berief ihn in den Kunstausschuss, der für die Berufsverbände und die Entnazifizierung der Künstler zuständig war. Außergewöhnlich war auch der Weg des vorliegenden Werkes in die Nationalgalerie: Man entdeckte es 1950 im Keller einer Ruine in Ost-Berlin. Der Finder ließ es restaurieren und übergab es 29 Jahre später der Sammlung. Den Kaufpreis von 1.500 Mark spendete er an das Solidaritätskonto für Vietnam. | Sven Haase und Janet Röder