Im Sommer 1923 ging Nussbaum zum Malereistudium nach Berlin. Auf den Spuren seines Vorbilds Vincent van Gogh hielt er sich 1928/1929 in Belgien und Frankreich auf, wobei auch das Gemälde „Belgische Landschaft mit Häusern“ entstand. Solche in einem moderaten sachlich-realistischen Modernismus gehaltene Landschaften, Stadtansichten und Alltagsszenen sind typisch für Nussbaums Frühwerk. Sie sind geprägt von einer narrativen, allegorischen Formensprache, die beeinflusst ist von der Pittura metafisica eines Giorgio de Chirico sowie der Archaik von James Ensor und Karl Hofer. In Berlin feierte Nussbaum bald erste Erfolge, 1930 war sein Werk in der Modernen Galerie des Kaufhauses Wertheim erstmals in einer Einzelausstellung zu sehen. Im selben Jahr wurde „Belgische Landschaft mit Häusern“ aus Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung für die Nationalgalerie erworben. Es war der erste Ankauf eines Bildes von Nussbaum für ein Museum – und blieb bis 1971 der einzige. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 durchkreuzte Nussbaums aufstrebende Künstlerkarriere. Als Jude war er den politischen Repressionen im nationalsozialistischen Deutschland bereits früh ausgesetzt, was 1935 zu seiner endgültigen Emigration nach Belgien führte. Trotz der jüdischen Herkunft des Künstlers war sein Gemälde in der Nationalgalerie nicht von der Aktion „Entartete Kunst“ 1937 betroffen. Nussbaums persönliche Situation als exilierter Jude änderte seine Sujets: Zunehmend setzte er sich nun künstlerisch mit sich und der politisch-gesellschaftlichen Lage, in der er sich befand, auseinander. 1944 wurde Nussbaum in Auschwitz ermordet. | Maike Steinkamp