Material/Technik
Korpus: Nadelholz mit Mahagonifurnier; Füße und Bodenleisten: Eichenholz; Geschnitzte Kapitelle und Zierleiste: Mahagoniholz; Textil; Uhrwerk: Messing, Stahl, Email
Maße
Höhe 200 cm, Breite 56,2 cm, Tiefe 35,2 cm
Das rechteckige Vollplatinenwerk aus Messing ist auf einen hölzernen Werkstuhl (H: 1,45 cm, B: 34,5 cm) im Inneren des Uhrenkopfes montiert. Die 0,28 cm starken Messingplatinen weisen die Maße H: 15,6 cm und B: 12,3 cm auf. Die zylindrischen Werkpfeiler (H: 5,64 cm) verjüngen sich zu den Platinen hin, an die sie mit konischen Ansätzen stoßen, in der Mitte treffen sie mit ihren Ansätzen spiegelverkehrt zusammen und bilden somit eine wulstartige Verdickung. Die Mechanik besitzt ein Rechenschlagwerk mit Stundenschlagwerk, die Glocke befindet sich oberhalb der Platinen, ferner eine rückführende Ankerhemmung, Gewichtaufzug mit loser Rolle und Darmsaite, zwei Gewichte (für das Schlagwerk 6 kg, für das Gehwerk 5,5 kg). Die Pendelführung erfolgt über Pendelfeder (Pendellänge: 109,5 cm). Zwei Aufzugslöcher befinden sich im Zifferblatt auf 3.30 und 9.30 Uhr.
Das schüsselförmige, von Louis Buzat gefertigte Emailzifferblatt zeigt von innen nach außen: Datumsanzeige in arabischen Ziffern (1-31), die Zwischenräume mit Punkten (rautenförmig angeordnet) markiert; große arabische Stundenziffern; Minuterie mit Punkten, die Viertelstunden in kleineren arabischen Ziffern angegeben; auf 12 Uhr Hebel für Schlagwerkabstellung, Zifferblatt auf Blindplatine mit seitlichen Häkchen auf 12, 3, 6 und 9 Uhr befestigt. Die vergoldeten Messingzeiger aus ineinander greifenden Rauten als Schaft haben lilienförmige, ausladend-geschwungene Spitzen; der Minutenzeiger ist nicht so fein gearbeitet wie der Stundenzeiger und wohl eine spätere Nachbildung. Der balusterförmige, schlichte Datumszeiger mit Pfeilspitze besteht aus Stahl.
Das Uhrwerk stellte laut Signatur auf dem Zifferblatt der Berliner Großuhrmacher Jacob Alt her. Er wirkte in der Werderstraße etwa in der Zeit von 1808 bis 1825. Weitere Uhren von ihm sind bislang nicht bekannt. Abeler (2010) erwähnt ein von Alt um 1800 gefertigtes Taschen-Pedometer, also ein ab etwa 1780 bekannter Schrittzähler, der am Gürtel oder Hosenbund befestigt wurde.
Das aufwändig gearbeitete, wahrscheinlich von einem renommierten Berliner Möbeltischler entworfene Uhrengehäuse mit seinem edlen Mahagonifurnier ist sicher für einen wohlhabenden Käufer aus dem Adel oder Großbürgertum entstanden. Der Kaiser-Friedrich-Museumsverein erwarb die Bodenstanduhr 1957 für das Berliner Kunstgewerbemuseum. Auf eine frühere Besitzerin könnte ein Papieraufkleber auf der Rückseite des Gehäuses weisen, auf dem noch der gestempelte Name „Frau v. Oertzen“ und die Zahl 87 zu entziffern sind. Um welche Vertreterin dieses mecklenburgischen Adelsgeschlechtes es sich handelt, konnte bisher nicht ermittelt werden. (Franka Görike, Silke Kiesant)