Kopfunter hängt eines der baumelnden Gespenster am Galgen, mehr Strohpuppe als Opfer, an der Hüfte (!) festgemacht, die verrutschte Hose als Fessel an den Beinen, der Kopf ist nichts als eine leere Grimasse. Für Klee gab es aber nicht die einfache Lösung des schaurigen Ereignisses: Genickbruch = der schnelle Tod. Er inszenierte eine quasi dadaistische Hin-Richtung der hintergründigen Art: Wer so aufgehängt wird wie dieses Besen-Wesen, der baumelt ewig. Doch von Ewigkeit keine Spur, ist der Spinnefix solcher Grausamkeit doch nur eine Luftnummer auf einem zerbrechlichen Ständerbau. Der Galgen ist zerfasert wie ein Strick, der gleich reißt. Ausgelassen und voller Spott tanzt die Pantomimengemeinde hohnlachend ihren Galgenhumor zum eigenen Tode hin. Über alldem schwebt ein grinsendes, gekröntes Etwas; in der Linken schwingt bedrohlich das Pendel aus. Eine nach dem Zusammenbruch sinnlos gewordene und kopfstehende Welt von Kaiser Wilhelms Gnaden war 1919 endlich passé. Mit „Galgenhumor“ wird der anachronistisch gewordene Popanz zum Gelächter aller Zeitgenossen und Nachgeborenen in den Wind des Vergessens gehängt. Die Zeichnung ist eine von Klees Grotesken zur Grablegung einer nunmehr verschiedenen Epoche. | Roland März