Entworfen haben könnte die mit „F. Greiner“ signierte Plastik einer sitzenden Mutter, die ihr liebkosendes Kind zärtlich zu sich heranzieht, der Lauschaer Glaskünstler Fridolin Greiner-Nandele. Anhaltspunkte hierfür bieten die Provenienz der Figurengruppe aus sächsischem Privatbesitz sowie deren Materialität aus Carrarit und rötlichem Kunstmarmor. Mehrere im 19. Jahrhundert in Deutschland tätige Kunstgießereien, darunter die in Dresden ansässige Firma Gebrüder Weschke, reproduzierten kunsthistorische sowie zeitgenössische Bildwerke und vertrieben plastische Abgüsse als Lehrmaterial für den Unterricht. Neben Antiken waren sogenannte Salonplastiken besonders beliebt, gefällige Motive, die in verschiedenen Größen und Materialien angeboten wurden. So stellte man die Abgüsse teils in Gips mit unbearbeiteter Oberfläche, teils in Elfenbeinmasse oder Carrarit her. Bei Letzterem handelt es sich um ein Surrogat: Wachs, Stearin oder Paraffin werden auf die Gipsoberfläche aufgebracht, erwärmt und poliert, sodass ein Marmor- oder Elfenbeineffekt entsteht. Die bei Greiners Figurengruppe verwendete Kombination jenes Materials mit einer Platte aus rotem Kunstmarmor ist folglich nur konsequent: Auch dies ist ein Surrogat für edles, doch zu teures Material. | Yvette Deseyve und Bernhard Maaz