Die präzise Steinmetzarbeit zeigt den kreisförmigen Schlussstein eines Kreuzgewölbes mit den Anfängen der vier Rippen. Diese hatten einen birnenförmigen Querschnitt, der (halbiert) dem Karniesprofil des Schlusssteins entspricht bzw. sich als dessen Spiegelung oder Doppelung aus ihm entwickelt. Die Scheibe des Schlusssteins füllt eine kunstvoll arrangierte Rosette aus. Im Zentrum sitzt ein üppiger Blütenkelch aus gestapelten Kugeln, umgeben von zwei Ringen aus jeweils sieben Kronblättern, in den Zwischenräumen der äußeren ist jeweils ein flaches, zweigeteiltes Kelchblatt zu sehen. Die äußeren der stark geschwungenen Kronblätter sind größer und besitzen einen dreistrahligen Einschnitt etwa in der Mitte. Eine knopfartige Ausbeulung, die an gotische Krabben erinnert, befindet sich bei den äußeren Blättern an der linken, bei den inneren an der rechten Seite. All diese Details sind sehr exakt ausgeführt und mathematisch genau berechnet. Sie verraten somit einen nicht unerheblichen architektonischen Anspruch sowie damit letztlich den Bauhüttenhintergrund.
(Auszug aus: Tobias Kunz, Bildwerke nördlich der Alpen und im Alpenraum 1380 bis 1440. Kritischer Bestandskatalog der Berliner Skulpturensammlung, Petersberg, Michael Imhof Verlag 2019)