Das vorliegende Objekt diente als Anhänger, wie die eingearbeitete Öse belegt. Es wurde aus grüner Fayence hergestellt. In Achet-Aton wurde neben Glas hauptsächlich Fayence zur Schmuckherstellung eingesetzt. Trotz der nur sehr unförmig gearbeiteten und grob erhaltenen Merkmale ist zu erkennen, dass es sich bei dem Dargestellten um den ibisköpfigen Thot handelt. Seine Verwendung lässt sich hier in einen religiös-privaten Kontext einordnen, wobei es wahrscheinlich als Amulett oder Talisman um den Hals getragen wurde. In Achet-Aton kamen Anhänger in Gestalt von Götterfiguren in besonderer Vielzahl zum Vorschein, was als Beleg gedeutet werden könnte, dass die Bevölkerung, trotz einer offiziellen Herabsetzung der traditionellen Götter, diese im privaten Bereich weiterhin verehrten. Solchen tragbaren Götterfigürchen wurde eine Glück bringende bzw. Unheil abwehrende Kraft zugesprochen; sie hatten die Aufgabe, den Besitzer magisch zu schützen. Thot stand dabei als Patron der Schreiber sowie Götterbote und Streitschlichter. Aufgefunden wurde das Objekt in Haus P 47.1, der Fundkontext bleibt durch eine fehlende Raumzuweisung jedoch unklar.
Nach: Mettlen, J., in: F. Seyfried (Hrsg.), Im Licht von Amarna. 100 Jahre Fund der Nofretete, Berlin 2012, S. 300 (Kat.-Nr. 83).
Angaben zur Herkunft:
Deutsche Orient-Gesellschaft (DOG), Auftraggeber
Borchardt, Ludwig (5.10.1863 - 12.8.1938), Grabungsleiter
Amenophis (Amenhotep) IV. / Echnaton
Datierung engl.: Amenhotep IV / Akhenaten
P 47.01 (Ägypten / Mittelägypten / Amarna / P 47 / P 47.01-03 (Anwesen))
Schenkung James Simon, 1920