Das Errichten von Gebäuden wurde in Ägypten von Riten und Feierlichkeiten begleitet, die sich bis in die Prädynastische Zeit zurückverfolgen lassen. Archäologisch lassen sich von diesen Riten nur die sogenannten Gründungsgruben nachweisen, die bis in die römische Zeit angelegt wurden. Die Gründungsbeigaben konnten aus ganz verschiedenen Objektgruppen und Materialien zusammengesetzt sein. Zu den häufigsten Gründungsbeigaben zählen Gefäße, Werkzeuge und Baumaterialien in Miniaturformat sowie magisch aufgeladene Objekte, wie z.B. Amulette, und Speiseopfer. Handelte es sich um ein königliches Bauprojekt, wurde auf den Beigaben ein kurzer Weihspruch angebracht, der den Namen des königlichen Bauherrn nennt.
Bei diesem bronzenen Meißel befindet sich die einzeilige Inschrift mittig auf dem hölzernen Griff. Die Inschrift lautet: "Guter Gott, Thutmosis III., geliebt von Amun." Das Objekt wurde zusammen mit weiteren Werkzeugen (ÄM 32196, ÄM 32197, ÄM 32213) in einem von vier Gründungsgruben im Bereich des Totentempels des Thutmosis III. in Sheikh Abd el-Qurna gefunden.
Meißel sind in Ägypten seit dem Alten Reich belegt und bestanden aus Stein oder gehärtetem Kupfer. Ab dem Mittleren Reich wurde auch Bronze verwendet. Meißel kamen überall dort zum Einsatz wo Stein bearbeitet wurde, zum Beispiel in Steinbrüchen und im Grabbau. Auch für die Bearbeitung von Reliefs und Statuen aus weichen Gesteinen, wie Kalkstein, Sandstein und Alabaster, fanden Meißel Verwendung.
(J. Tschernig)