Ein Jenseits, das dem Diesseits gleicht, war der beherrschende Gedanke altägyptischen Totenglaubens. Durch den Bau eines "Hauses für die Ewigkeit" (Grab) und in der Darstellung des irdischen Besitzes auf den Grabwänden, in Szenen der Landwirtschaft und Viehzucht, Jagd und Bootsfahrten, verwirklichten sich diese Vorstellungen. Durch magische Riten konnten alle steinernen Bilder belebt und somit für den Toten Realität werden.
Kühl und schattig war es im Dickicht des Papyrus; hier suchte der vornehme Ägypter Erholung, fuhr im Nachen auf dem Nil, durch Kanäle und über Seen und Teiche, jagte mit dem Wurfholz Vögel und mit dem Speer Fische oder erfreute sich an der Natur wie Hetepet auf diesem Relief. Sie steht im Papyrusboot, ein Kranz von Lotosblütenschmückt ihr Haar: Auch in den Händen hält sie Blüten und riecht an einer, denn der Duft des Lotos war erfrischend und für den Ägypter gleichbedeutend mit Leben. Ein Diener stakt mit einer langen Holzstange den Nachen über das Wasser. Zwei Mädchen sorgen für das Wohl ihrer Herrin: Die eine kniet zu ihren Füßen, die andere reicht ihr eine Erfrischung. Eine Vielzahl verstreut dargestellter Lotosblüten deutet die Landschaft an.
(Ingeborg Müller)
Angaben zur Herkunft:
6. Dynastie
Giza (Ägypten / Unterägypten)
Grab der Hetepet, Opferkammer