Susanna, die schöne und reiche Frau eines Babyloniers, wird beim Bade von zwei alten, voyeuristischen Richtern beobachtet, die sie bedrängen, doch erfolglos bleiben und sie deshalb schließlich verunglimpfen. Dieses seiner erotischen Implikationen wegen vielfach aufgegriffene Thema behandelte Begas in einer lebensgroßen und lebenswahr aufgefaßten Statue. Susanna zieht, um sich vor den zudringlichen, lüsternen Blicken zu verbergen, ein großes Tuch über den Körper. Gewiß war Begas nicht nur daran gelegen, die sinnlichen Reize der Figur auszuspielen, sondern auch daran, eine komplizierte Körperhaltung mit ihren barocken Rotationen und disparaten Richtungen der Glieder gleichsam künstlerisch durchzuexerzieren. Die Marmorausführung entstand schon bald nach dem Modell ab 1870 für einen Privatmann und wurde 1873 auf der Weltausstellung in Wien mit großem Erfolg präsentiert. Torsion und Schwung verweisen deutlich auf die französische Skulptur um Albert-Ernest Carrier-Belleuse. | Bernhard Maaz
Förderzuschuss der Kulturstiftung der Länder