In Literatur und Dichtkunst wird das Leben der Krieger und Militäraristokraten häufig mit der flüchtigen Existenz einer Kirschblüte verglichen, die selbst in voll erblühtem Zustand in der nächsten Windböe oder einem Regenschauer vergehen kann. Diese Thematik wird hier in einer Kombination aus blühenden Kirschzweigen und einem in elegante, farbenfrohe Gewänder mit Schulterpanzer, Helm und Fellschuhe gehüllten Krieger veranschaulicht. Er ist mit Langschwert und Bogen bewaffnet. Die elegante Erscheinung, jugendlichen Gesichtszüge und die geneigte, etwas introvertiert oder verträumt erscheinende Haltung des Kopfes verleihen seiner Gestalt das Aussehen verletzlicher Schönheit. Die geheimnisvolle, unbeständige Atmosphäre wird durch Transzendenz signalisierende, gestreute Goldpartikel und das durch merkwürdige Wolkenformen unklare räumliche Gefüge noch betont. Der Maler dieser Szene war der älteste Sohn des Malers Kano Tsunenobu (1636–1713) und stand wie sein Vater im Dienst der Shogune aus dem Hause Tokugawa.
Schenkung Marie Meyer und Ernst Grosse