Auf dem Kamm einer Anhöhe haben sich hier ohne erkennbaren Anlass nicht weniger als fünf Windhunde zusammengefunden. Diese gehörten offenbar zu Tiepolos Lieblingstieren, denn sie bevölkern zahlreiche seiner Werke, meist in Bereicherung einer narrativen Episode, zuweilen aber auch als einziges Motiv. In diesem Blatt geht es dem Künstler aber weder um die Darstellung der einzelnen Tiere oder des Rudels noch um die Wiedergabe einer landschaftlichen Szenerie mit einer nicht näher charakterisierten Stadt im Hintergrund. Von Interesse ist hier vielmehr – wie das Gesims zeigt, das als Streifen am unteren Rand der Zeichnung entlangläuft – die räumliche Illusion und Tiefenwirkung, die Tiepolo auch mit der Anordnung der Tiere erreicht. Besonders deutlich wird dies durch den aus dem Bild schauenden Hund in der Mitte und das ins Bild hineinblickende Tier, das rechts im Schatten steht. Dieses und zahlreiche ähnliche Blätter entstanden wohl im Zusammenhang mit einer geplanten Freskendekoration der Tiepolo-Villa in Zianigo (zwischen Padua, Venedig und Treviso).
Text: Dagmar Korbacher in: Wir kommen auf den Hund. Werke aus fünf Jahrhunderten von Dürer bis Dieter Roth. Eine Sommerausstellung im Kupferstichkabinett, hg. von Hein-Th. Schulze Altcappenberg und Lydia Rosía Dorn, Berlin/Petersberg 2015, S. 22.
Entstehungsort stilistisch: Veneto