Tôshûsai Sharaku schuf in den zehn Monaten seiner faßbaren Tätigkeit um die 150 Holzschnitte von Schauspielern und Ringern. Über das Leben des Künstlers ist wenig bekannt. Angeblich war er ein Nô-Schauspieler namens Saitô Jurôbei. Einer zeitgenössischen Schrift zufolge, dem "Ukiyoe ruikô", wurde Sharaku scharf kritisiert. Ein Grund war der expressive, psychologisch überdeutliche Realismus, mit dem er die Charaktere der dargestellten Personen heraushob. Gerade wegen dieser Darstellungsweise wird Sharaku seit der intensiven Beschäftigung mit dem japanischen Holzschnitt besonders geschätzt und sein Werk, insbesondere das seiner "Großkopf-Bilder" (okubie), gilt als ein Höhepunkt in der Holzschnittkunst. Dunkler Glimmergrund, wie hier im Hintergrund, wurde von Sharaku erstmals angewendet. Unter den wenigen Doppelporträts Sharakus ist dies das einzige, das einen Mann und eine Frau zusammen zeigt. Das schmale, entschlossene Gesicht des Ichimatsu als Gion-Kurtisane Onayo Hakujin steht in starkem Kontrast zu den unsicheren, plumpen Zügen des Tomiemon als Schurke Tanisaka Tôma aus dem Theaterstück "Die Schwertlilien-Soga der Bunroku-Ära", das ab Mai 1794 in Edo aufgeführt wurde. Mit markanten Linien ist nicht nur der Charakter der jeweiligen Rolle, sondern auch die Individualität der Schauspieler schwungvoll herausgearbeitet worden. Die Rolle der Onayo wurde von Sanokawa Ichimatsu I geprägt und wurde seither immer in einem Kimono wie diesem mit Würfelmuster an den Säumen gespielt. Sharaku porträtierte Sanokawa Ichimatsu III in dieser Rolle auch als Einzelbild. Von dem vorliegenden Blatt gibt es vermutlich nur noch insgesamt vier Exemplare, eines davon im Nationalmuseum Tôkyô.