Der in einfachsten Verhältnissen in der russischen Provinz Rjasan aufgewachsene Archipov studierte in Moskau und Sankt Petersburg. Zunächst widmete er sich Landschaften und Genrebildern. 1891 wurde er Mitglied der Künstlergenossenschaft Peredwishniki (Wanderer), die Verkaufsausstellungen an verschiedenen Orten veranstaltete und in der späteren Rezeption vor allem als sozialkritische, realistische Bewegung gedeutet worden ist. 1894 folgte Archipow einer Berufung an die Moskauer Hochschule für Malerei, Bildhauerei und Baukunst, 1916 wurde er Mitglied der dortigen Kunstakademie. Dieser berufliche Erfolg setzte sich auch nach der Revolution 1917 fort: 1924 trat Archipow der Assoziation der Künstler des revolutionären Russlands (AChRR) bei, drei Jahre später wurde er als „Volkskünstler“ ausgezeichnet. Das Gemälde „Bäuerin“ gehört zu einer Werkgruppe von Bauernbildnissen, der sich der Maler ab etwa 1914 widmete. Typisch für diese Serie sind Einzelporträts von gesund und glücklich aussehenden Kleinbäuerinnen mit Kopftüchern und in bunter, zumeist roter Kleidung. Solche Arbeiten, die stilistisch gesehen der Zeit vor der Revolution angehören, schuf der Künstler bis zu seinem Lebensende. Archipow wurde in der Sowjetunion als Realist wahrgenommen, ebenso wie die anderen Peredwishniki. Seine Verbindung zu der Künstlergenossenschaft dürfte der Grund dafür gewesen sein, dass die „Bäuerin“ 1951 in der DDR auf Interesse stieß und von der Nationalgalerie angekauft wurde. | Emily Joyce Evans