Walter-Kurau gilt als einer der Begründer der modernen lettischen Malerei. Der 1869 in Mitau (heute Jelgava) Geborene studierte bis 1897 in Sankt Petersburg. Während einer Reise durch Westeuropa kam er in Kontakt mit französischen Impressionisten und deutschen Secessionisten. 1906 ging er nach Dresden, wo er die Künstler der Brücke kennenlernte und einen expressionistischen Malstil entwickelte. Walter-Kurau unterhielt eine private Malschule, in der er überwiegend Schülerinnen ausbildete, darunter Minna Köhler-Roeber, Else Lohmann und Ilse Lazard. Sein Anliegen war es, „Unterricht im objektiven und subjektiven Studium der Natur bei sorgfältiger Berücksichtigung der individuellen Veranlagung“ anzubieten (zit. nach Zwischen Baltikum und Berlin. Der Maler Johann Walter-Kurau [1869–1932] als Künstler und Lehrer, Ausst.-Kat., Jelgava/Berlin, 2009, S. 78). Walter-Kuraus Interesse galt hauptsächlich der Landschaft, aber auch Stillleben, Figurenbilder und Porträts gehörten zu seinem Repertoire. Das Bildnis seiner Schülerin Eva Langkammer (1888–1956), verheiratete von Weltzien-Langkammer, zeigt die 20-jährige angehende Malerin vor dem Hintergrund städtischer Architektur im Freien auf einem Stuhl sitzend. Lässig hat sie die linke Hand in die Jackentasche gesteckt, den rechten Arm streckt sie nach vorn, als würde sie an einer Staffelei arbeiten. Langkammer trägt ein vornehmes schwarzes Kostüm mit weißer Bluse, Hut, Schleier und Schal. Sie scheint ihren Gedanken nachzuhängen. Überzeugend hat der Maler den Ausdruck und die Körperhaltung der souverän wirkenden jungen Frau mit kräftigen, pastosen Pinselzügen ins Bild gesetzt. | Birgit Verwiebe
